Brutaler Raubversuch in Linz: Ein 17-Jähriger mit Vorstrafen landet erneut vor Gericht.

„Ich schlage keine Älteren, da habe ich Respekt“

Es gibt Menschen mit Prinzipien. Als solcher sieht sich auch ein 16-jähriger Georgier, der sich am Landesgericht Linz wegen Raub und Körperverletzung verantworten muss. Während er einen versuchten Raub und anschließende Körperverletzung – die beiden Opfer waren Teil einer Jugendgruppe – in der Unterführung beim Hauptbahnhof zugibt, streitet er einen weiteren Vorfall nur eine halbe Stunde nach der ersten Tat in der Nähe des Bahnhofs aufgrund seines Wertekodex ab. Dass er einen Mann um eine Zigarette gefragt habe, ja. Aber einen Fußtritt von hinten habe er ihm danach nicht versetzt. „Ich schlage keine Älteren, der hat Familie, der hat Kinder. Da habe ich Respekt,“ so seine Verteidigung. Alt ist ja immer relativ, das Opfer war 40.

Einschlägig wegen Körperverletzung vorbestraft, von der Schule verwiesen und nun auch zahlreiche Undiszipliniertheiten in der Justizanstalt, in der er seit Anfang Dezember einsitzt. Schon in jungen Jahren kann man beim 16-jährigen Angeklagten wohl schon von einem „patscherten Leben“ reden. Ein Gewaltproblem wird selbst eingestanden, dieses manifestierte sich auch an jenem Dezemberabend wegen dem er sich nun vor Gericht verantworten muss. In einer Gruppe von fünf bis sechs Personen – laut Aussage alles Zufallsbekanntschaften, Namen unbekannt („kennen uns nur vom Handgeben“) – stand man damals in der Unterführung zur Kärntnerstraße. Dort erblickte der Angeklagte dann in einer vom Bahnhof kommenden österreichischen Jugendgruppe einen 17-Jährigen, oder besser gesagt dessen Lacoste-Jacke, die er wollte.

Brutaler Raubversuch in Linz: Ein 17-Jähriger mit Vorstrafen landet erneut vor Gericht.
Brutaler Raubversuch in Linz. Fotorechte: Franz P. Sauerteig

Also ging er auf ihn zu und fragte zuerst um eine Zigarette und dann auch nach der Jacke, mit entsprechend körperlichem Nachdruck, wie der Georgier vor Gericht nun auch zugibt. Nach Faustschlägen und einem Tritt gegen einen zur Hilfe eilenden Freund standen als Folge neben diversen Schmerzen vor allem eine innen und außen aufgeplatzte Lippe, die genäht werden musste. Anerkannt werden vom Gericht schlussendlich dafür 1500 Euro Schmerzengeld. Seine erste Verantwortung nach der Tat – „ich wollte die Jacke nur für ein Selfie“ – konnte der Angeklagte nicht aufrechterhalten. Versuchter Raub und Körperverletzung stehen am Ende der Verhandlung für diese erste Episode an dem verhängnisvollen Dezemberabend.

Vorbeifahrende Polizeistreife führte zu Flucht

Zum nächsten Zwischenfall kam es nur rund eine halbe Stunde später um ca. 19.30 Uhr in der Nähe des Bahnhofs. Dass er hier einen 40-jährigen nach einer Zigarette fragte und danach auch von hinten einen Tritt verpasst haben soll, das lässt der 16-Jährige so nicht stehen. Die Frage nach der Zigarette stimme, aber nicht der Tritt, so die Verantwortung. Da sich das Opfer in der Vernehmung nicht ganz sicher ob des wirklichen Ablaufs ist, kann nicht geklärt werden wer aus der Gruppe tatsächlich zugetreten hat.

Fest steht, dass wohl eine zufällig vorbeifahrende Polizeistreife Schlimmeres verhindert hat, da das Bemerken der Ordnungshüter zur Flucht der Gruppe führte. Am Ende steht auch hier das Urteil versuchter Raub. Die Strafe von 16 Monaten Haft, fünf davon unbedingt, wird angenommen, der Verurteilte betonte an diesem Tag nicht nur einmal sich bessern zu wollen. Er hat allerdings so seine Zweifel, ob Haft das Richtige sei. „Die Justizanstalt macht es nur schlimmer, ich kann mich dort nicht verbessern, ich habe dort keine Freiheit. Ich will eine Therapie draußen.

Freispruch für Zweitangeklagten

Mit einem Freispruch konnte ein zweitangeklagter 19-Jähriger den Gerichtssaal verlassen. Er wurde an dem inkriminierten Abend mit dem Verurteilten von der Polizei beim Jointrauchen am Bahnhof erwischt, ein Beitrag zu den angeklagten Taten konnte ihm aber nicht nachgewiesen werden. Angesichts des Umstands, dass er bald heiraten und eine Familie gründen will, gab ihm die Richterin aber einen guten Tipp mit: „Suchen sie sich eine Arbeit und besuchen sie den Hauptbahnhof nur zum Zugfahren.“

Kommentare

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert